Hallen-EM Prag: Jennifer Wenth sensationell – Neunte im 3000-m-Finale und wieder Bestzeit

Jennifer Wenth hat im 3000-m-Finale der Hallen-EM von Prag einen sensationellen Lauf hingelegt. Nur einen Tag nach dem Finaleinzug in persönlicher Bestzeit von 9:01,54 Minuten hat sie im Endlauf in der O2 Arena noch eins draufgelegt. Sie holte den neunten Rang, die beste Platzierung des ÖLV-Teams in Prag, und schaffte mit 8:59,84 Minuten erneut eine Bestzeit – noch dazu erstmals unter der 9-Minuten-Barriere. „Die Top-10 wollte ich erreichen. Unter 9 Minuten zu laufen war eigentlich ein 'Lebensziel'. Sensationell, einfach geil!“, sagte sie überglücklich im Ziel.

Dass ihr nach dem schnellen Vorlauf am Freitag, bei dem sie körperlich ans Limit gehen musste, noch eine Steigerung gelungen ist, unterstreicht ihre tolle Verfassung. „Ich bin so gut drauf wie noch nie“, hatte sie zu Beginn der Woche gesagt und spätestens jetzt bewiesen, dass ihre Aussagen ernst zu nehmen sind. „Vor dem Finale hatte ich etwas Angst, dass die Beine sich schlecht anfühlen werden und ich leer bin. Mein Trainer Karl Sander hat gesagt, dass ich es kann, weil wir genau dafür trainiert haben, an zwei Tagen zwei Rennen zu laufen.“

Von Beginn weg lief sie an letzter oder vorletzter Stelle des zwölfköpfigen Feldes. Das Tempo lag anfangs knapp über einer Endzeit von 9 Minuten. Die ganze Gruppe lief zusammen. Eine kleine Rempelei am Beginn der fünften Runde hinterließ einige Schrammen an den Beinen, aber brachte sie nicht außer Tritt. Ab etwa 1800 Meter wurde das Tempo an der Spitze schneller. Wenth lief an letzter Stelle, aber hielt immer den Kontakt. Ihre Spezialität war, wie schon bei der EM in Zürich 2014 und im gestrigen Vorlauf, der Schlusskilometer. „Meine Taktik war das ‚Einsammeln‘. Ich rechne immer, dass einige Läuferinnen das Tempo nicht halten können, und ich dadurch Plätze gut mache. Vielleicht ändert sich das noch, dass ich auch am Anfang einmal offensiver bin“, kommentierte sie. Am letzten Kilometer machte sie drei Plätze gut und kämpfte auf der Schlussrunde mit der Slowenin Marusa Mismas sogar um Platz 8. Die letzen 200 Meter schaffte sie in 33 Sekunden. Nach einem packenden Finish holte Jenni Wenth den neunten Rang in 8:59,84 Minuten, ihr bisher stärkstes internationales Ergebnis in der Allgemeinen Klasse. Bei der EM in Zürich war sie über 5000 Meter im direkten Finale Elfte geworden.

Ein großer Beitrag zum Erfolgslauf der 23-jährigen Niederösterreicherin von SVS-Leichtathletik hat ihr Trainer Karl Sander und die Gruppe an Läufern, mit der sie trainiert. Nachdem sie im Nachwuchsbereich internationale Spitzenresultate über 1500 und 3000 Meter gebracht hat, wurde sie nach einer Trainingsumstellung und durch eine Reihe von Überlastungen für zwei Jahre aus der Bahn geworfen. Seit Anfang 2013 trainiert sie mit Coach Karl Sander, bei dem sie ihr Potenzial wieder entwickelt hat. „Es ist eine Symbiose. Er sagt nicht einfach: ‚So trainieren wir‘, sondern hat immer ein offenes Ohr, wenn ich etwas einbringe", so Wenth. "Ich habe nach längerer Aufbauzeit ohne Probleme zu bekommen den Umfang steigern können und auch in der Intensität gut trainiert. Meine Trainings mache ich oft gemeinsam mit den Burschen aus Karls Trainingsgruppe – Stephan Listabarth, Roland Fencl und mein Freund Christoph Sander. Das hilft sehr. Das Wichtigste ist, dass ich einfach Spaß daran habe.“

Für die Freiluftsaison stehen die 5000 Meter als Wettkampfdistanz auf dem Programm. Ihre Bestzeit auf dieser Distanz von 15:36,96 Minuten müsste sie um 17 Sekunden steigern, um das deutlich verschärfte WM-Limit für Peking von 15:20,00 zu erbringen. „Eine solche Steigerung halte ich für zu viel in einem Jahr. Ich denke, eine Zeit von 15:25 ist realistisch heuer“, blickt sie voraus."

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Den Sieg holte sich die Russin Jelena Korobkina in 8:47,62 Minuten vor Sviatlana Kudzelich (BLR | 8:48,02) und Maureen Koster (NED | 8:51,64).

Kilometerzeiten Jenni Wenth (ca.): 3:01,5 – 2:59,1 – 2:58,3 Minuten

Gutes EM-Debüt von Sprinter Markus Fuchs

Markus Fuchs zeigte im 60-m-Sprint eine gute EM-Premiere hin. Mit 6,85 Sekunden lief er bei den Hallen-Europameisterschaften im Bereich seiner Bestzeit und erreichte in den Vorläufen gesamt den 29. Rang. „Für das erste Großereignis bin ich zufrieden. Ich habe mein Bestes gegeben. Leider habe ich die Bestleistung nicht geschafft. Es war eine super Erfahrung. Im Callroom war ich sehr locker. Als ich in die Halle reingekommen bin, hat das Herz dann sehr schnell geschlagen. Aber ich bin ziemlich stolz, vor so vielen Leuten kühlen Kopf bewahrt zu haben. Meine Hallensaison insgesamt war ein Wahnsinn, die Nominierung für die EM eine Mega-Überraschung“, sagte er nach dem Wettkampf.

Für den 19-jährigen Niederösterreicher war es die erste Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft der Allgemeinen Klasse. Mit seiner Bestleistung von 6,80 Sekunden, die er beim Staatsmeistertitel in Linz gelaufen ist, lag er an 31. Stelle von 38 gemeldeten Sprintern. Die EM-Platzierung ist damit absolut okay. Das ausgegebene Traumziel, bei der Hallen-EM die Bestleistung zu unterbieten, ist nicht gelungen. Aber es bleibt eine Leistung, mit der er sich in einem internationalen Klassefeld seinen Möglichkeiten entsprechend geschlagen hat.

Der Start und die erste Rennhälfte sind ihm sehr gut gelungen. Er war im Feld der Asse mit Titelverteidiger Richard Kilty (Laufsieger in 6,57) gut dabei. Hinten hinaus steckte er wohl zu viel Energie rein und verkrampfte etwas. „Die Leute sprinten hier sehr schnell, da ist es schwierig, mitzuhalten“, sagte er.

Für den Sprinter vom ULC Riverside Mödling, der seit acht Jahren von Victoria Schreibeis trainiert wird, war schon die Teilnahme ein Extra-Boost. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Dass mir der ÖLV die Chance gegeben hat, hier für Österreich zu laufen, war wohl die beste Nachricht meiner bisherigen Sportlerkarriere.“ Er hatte das EM-Limit um eine Zehntelsekunde verpasst, aber im Lauf der Hallensaison mit mehreren Bestleistungen aufgezeigt. Der ÖLV nominierte ihn deshalb für Prag. Ein guter Auftritt bei der U23-EM im Sommer über 100 / 200 Meter ist für Markus Fuchs nun das nächste Ziel.

 

Weiterer ÖLV-Start am Samstag, 7. März

18:50 Uhr Jennifer Wenth im 3000 m Finale

 


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Eurosport 2 überträgt live im Fernsehen


Fotos: GEPA pictures | Mario Kneisl

 

 

 

 

ÖLV | 07.03.2015

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